…vers l’est

Ostwärts. In einer Woche werden wir bereits in Gdyina angekommen sein. Wahrscheinlich sogar schon an der Küste, abgekämpft von der Hitze, überwältigt vom Salzgeruch in der Luft, genervt von den Vorboten der EM. Vielleicht auch vollkommen durchnässt und frierend.

12 Monate zurück. Wir sitzen in der kleinen Wohnung im Pariser Vorort Ermont. Robin trinkt aus seiner Flasche Astra Rotlicht. Meine Füße stehen auf der Stuhlkante, die Arme sind um die Knie geschlungen. Ja, sage ich, wegfahren. Dorthin, wo man es einfach nicht kennt. Menschen treffen, eigene Stereotypen entwerfen und wieder vergessen. Robin nickt. Zum Beispiel Polen, füge ich hinzu und greife nach meinem Glas, das auf dem zerkratzen Holztisch steht. Von meiner Mutter aus ist es mindestens gleich weit weg wie Frankreich, wenn nicht sogar näher. Trotzdem war ich noch nie da und wenn du mich fragen würdest: Spanien oder Portugal liegen in meinem Kopf quasi um die Ecke. Polen hingegen könnte auch mehrere 1000 Kilometer entfernt sein. Genau wie die Slowakei oder Tschechien. Dabei ist das alles so nah. Wie viele Leute kenne ich, deren Großeltern oder Eltern an der Ostsee aufgewachsen sind. Oder beim Riesengebirge. Wir reden weiter über die Geographie in unseren Köpfen, irgendwann über die Wahlen im Mai 2012, darüber, dass Robin am nächsten Tag arbeiten muss und eigentlich besser nach Hause ginge.

Ich will nach Osteuropa fahren! Platzt es einige Tage später zur Begrüßung aus mir heraus als ich Robin treffe. Dorthin, wo ich es nicht kenne. Und ich wollte dich fragen, ob du mitkommst! Ich weiß nicht genau, wie lange es dauert bis er Ja! sagt. Ich bin dabei. Wir müssen nur gucken wann.

Und nun ist es soweit. Juni 2012. Deutsch-Französische Ost-Europa-Tour. Oder besser gesagt: Polen-Rumänien-Ungarn-Slowakei-Tour. Wir sind gespannt. (Vor-)EM-Fieber, Touristenwahn in Bran, Presserecht in Ungarn. Was uns über den Weg läuft wissen wir noch nicht, aber es wird hier landen. Das steht fest.